Lobende Erwähnung der Ökumenischen Jury, achtung berlin 2017
Jakob Preuss lässt uns in einer beeindruckenden Dokumentation hautnah die Stationen und Situationen der mehrjährigen Flucht von Paul Nkamani aus Douala in Kamerun erleben. Wir sehen nicht nur endlich die Wirklichkeit hinter den Nachrichtenmeldungen, wir hören auch neben der Stimme des Filmemachers immer wieder diejenige von Paul. Und wenn Paul gegen Ende des Films hilflos an der Bushaltestelle vor den geöffneten Türen des letzten Busses nach Eisenhüttenstadt steht, nicht einsteigen kann, weil ihm der eine Euro für den Fahrschein fehlt und er bittend seinen Blick auf die in sicherer Entfernung stehende Kamera richtet und auf die Menschen dahinter – dann trifft dieser Blick nicht nur Jakob Preuss und entlarvt dessen Dilemma, entweder an den Prinzipien des Dokumentaristen Verrat zu begehen oder an dem Vertrauen des Menschen Paul. Dieser Blick trifft auch den wohlgenährt schaulustigen Zuschauer in seinem Kinosessel und beschämt ihn: Denn es ist auch unser Dilemma, dass unsere Asylpolitik und unsere Lippenbekenntnisse zu Humanität und Gerechtigkeit zu Verantwortung werden und uns etwas kosten, wenn Menschen ihre Hoffnung darauf bauen, uns beim Wort nehmen und irgendwann vor uns stehen. Was machen wir, wenn das Objekt eines Dokumentarfilms als Subjekt seiner Biografie aus dem Film heraustritt und Ansprüche stellt an unsere Biografien? - Kein Film hat unter uns eine leidenschaftlichere Diskussion provoziert, aber in einem waren wir uns einig: Der manchmal frivole Luxus des Filmgeschäfts ist nur auszuhalten, weil es auch Filme gibt wie diesen.