Beobachtungen und Notizen zum 33. Filmfestival Warschau

Schon bei der Eröffnungsveranstaltung war eine angespannte Atmosphäre spürbar. Der Auftritt des Vize-Kulturministers wurde teilweise mit Unmut begleitet. Später wurde klar, dass es eine tiefe Kluft zwischen der konservativen Ausrichtung des Kulturministeriums und des Filmfestivals beziehungsweise vieler Filmschaffender gibt. Kurz vor dem Festival war die Direktorin des Polnischen Filmförderungsinstituts von der Regierung entlassen worden.

Der polnische Eröffnungsfilm handelte von brutalen rechtsradikalen Ausschreitungen gegen ein links-alternatives Kulturzentrum während des Unabhängigkeitstags am 11. November 2013. Damit wurden für das Festival Akzente gesetzt.

Ein großer Teil der Filme im Wettbewerb handelte von Menschen am Rande der Gesellschaft – in Armut, Migration und Ausgrenzung, mit schweren Problemen behaftet. Oft schwere Kost und manchmal extrem langsame Filme. Und es stellte sich die Frage, ob das Leben nicht auch schön, leicht und fröhlich sein kann? Diese Möglichkeit schien noch am ehesten in Filmen auf wie „The Confession“ von Zaza Urushadze (Georgien/Estland 2017), einem Film über einen orthodoxen Priester in einem kleine Dorf, der Filmabende anbietet, oder in „Of Skin and Men“ von Mehdi Ben Attia (Frankreich/Tunesien 2017), in der eine junge tunesische Fotografin erotische Männerfotos macht.

In den anderen Sektionen des Filmfestivals fielen viele osteuropäische und lateinamerikanische Filme auf. Mich hat der bulgarische Taxifilm „Directions“ von Stefan Komandarev (Bulgarien/Deutschland/Macedonien 2017) begeistert, der in großartigen kurzen Sequenzen eine Nacht aus der Perspektive verschiedener Taxifahrer erzählt. Schon in Cannes hat es dafür stehende Ovationen gegeben. Daneben beeindruckte der Film „Djam“ von Tony Gatlif (Frankreich/Griechenland/Türkei 2017), der die Fahrt einer jungen griechischen Frau von Lesbos nach Istanbul beschreibt, und der humorvolle und leichte indische Dokumentarfilm „Ask the Sexpert“ von Vaishdi Sinha (USA 2017) über einen 90 jährigen indischen Gynäkologen, der in Mumbai eine Kolumne über das Thema Sex schreibt.

Beeindruckt hat die ausgezeichnete Organisation des Festivals, das sich in zwei großen Kinos direkt im Stadtzentrum abspielte, und eine unübertroffen kurze Preisverleihung – 19 Preise wurden in nur 30 Minuten vergeben!

Für die Festivalgäste wurden verschiedene Führungen durch die Stadt angeboten: Auf einer wurde eine Gedenkplatte gezeigt, auf der sich die Nachkommen von 121.000 Polen beim Iran bedanken, weil sie dort in der Nazizeit Asyl gefunden haben. Eine interessante Fußnote zur jetzigen Politik der polnischen Regierung!

Festivals

The Ecumenical Jury at the 33rd Warsaw Film Festival awarded its Prize to "Beyond Words" by Urszula Antoniak and a Commendation to "The Miner" by Hanna Slak.