20 Jahre Ökumenische Jury in Karlovy Vary

Am diesjährigen 49. Internationalen Film Festival Karlovy Vary (KVIFF), das vom 4. bis 12. Juli stattfand, feierten SIGNIS und INTERFILM den 20. Geburtstags ihrer Ökumenischen Jury, die am KVIFF 1994 aufgrund der Einladung der damaligen künstlerischen Direktorin Eva Zaoralova erstmals ihren Preis vergeben konnte. Der jetzige künstlerische Direktor Karel Och unterstützte die Idee, aus diesem Anlass einen kleinen Akzent zu setzen und programmierte für den 9. Juli den Film „Ida“ von Pawel Pawlikovski, der am Warschau-Film Festival 2013 mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet worden ist. Im Programm des Festivals (Sektion „Horizonty“ und „Variety Critics Choice“) waren als weitere ökumenische Preisträger zudem „Timbuktu“, von Abderrahmane Sissako (Cannes 2014), „Kreuzweg“/“Stations of the Cross“ von Dietrich Brüggemann (Berlinale/Wettbewerb 2014), und „Calvary“ von John Michael McDonagh (Berlinale/Panorame 2014) zu sehen. „Ida“ und „Kreuzweg“ befanden sich im Übrigen auch auf der Liste der am KVIFF bekannt gegebenen für den europäischen LUX-Filmpreis 2014 zehn nominierten Filme (www.luxprize.eu).
 
Im Anschluss an die Vorführung von „Ida“ fand im Presse-Konferenzraum ein Panel über den Film statt, das der tschechische SIGNIS Festivaldelegierte Lukas Jirsa organisierte und leitete. Zunächst stellten Guido Convents für SIGNIS und Hans Hodel für INTERFILM die Träger der Ökumenischen Jury und deren Kriterien vor, bevor sich dieser dann in einem anregenden Gespräch mit dem tschechischen Filmkritiker Jan Foll, dem Mitorganisator des Seminars „Spiritualität und Film“ Ondřej Sabol, und dem Theologen Petr Vacík (SJ) über die filmischen und  spirituellen Qualitäten des Films unterhielt.
 
©Film Servis Festival Kalrlovy Vary
 
Anschliessend traf man sich auf der Terrasse des Festivalhotels „Thermal“ mit einem „glass of wine“ zu einer ökumenischen Begegnung. Dabei überbrachte einmal mehr der katholische Bischof von Pilsen, Mgr. Frantiček Radkovský, seine anerkennenden Grüsse. Mgr. Joel Ruml, der gegenwärtige Synodal Senior der Evangelischen Kirche der Tschechischen Brüder, äusserte sich in seiner doppelten Eigenschaft sowohl als Vertreter seiner Kirche und gleichzeitig erstmals auch als Mitglied der Ökumenischen Jury, welcher er ein fachlich und theologisch hohes ökumenisches Diskussionsniveau attestierte. Dass schliesslich erstmals auch Filip Stojdl, der hussitische Bischof der Diözese Pilsen, ein sympathisches Grusswort an die Gäste des Empfangs richtete, mag deutlich machen, wie sich die Wahrnehmung der Bedeutung des Dialogs zwischen Kirche und Film in Tschechien nach zwanzig Jahren weiter entwickelt. 
 
Das 1946 als Filmschau mit internationaler Beteiligung aus sieben Ländern in der Tschechoslowakei zunächst jährlich durchgeführte Film Festival von Karlovy Vary (Mariánske Lázné) fand ab 1958 in einem zweijährigen Rhythmus im Wechsel mit dem Filmfestival Moskau statt, bevor es ab 1994 mit seiner 29. Ausgabe und einem immer stärker gewordenen Profil als Festival des unabhängigen Kinos wieder zur jährlichen Durchführung zurückkehren konnte. Es präsentierte in disem Jahr 156 Filme aus 34 Ländern, davon 20 Filme aus 15 Ländern im offiziellen Wettbewerb. Es zählt heute zu den wichtigsten internationalen Filmfestivals.