In memoriam James M. Wall (1928-2021)
INTERFILM trauert um James M. Wall, einen ordinierten Pfarrer der Vereinigten methodistischen Kirche, der seine journalistischen Fähigkeiten nutzte, um in seinen Artikeln, Büchern und Blogs über den Glauben und die moderne Kultur zu schreiben. Er war 1972-1999 Herausgeber der Zeitschrift „The Christian Century“, einer führenden Publikation des Protestantismus in den USA.
Jim Wall hatte ein besonderes Interesse für das Kino. Er war eine Zeit lang Präsident von INTERFILM Nordamerika, Mitglied der Ökumenischen Jury in Montreal und bei anderen Festivals und treibende Kraft bei der Etablierung des Workshops „Talk Faith, Talk Film“ der über lange Zeit während des Festivals in Montreal stattfand.
Wall hat zwei Bücher publiziert, die dem Thema Theologie und Film gewidmet sind: „Church and Cinema“ (1971) und, als Herausgeber und Mitautor, „Three European Directors“ (1972). Er war auch Autor von „Winning the War, Losing our Soul“, einer Sammlung von Leitartikeln aus „Christian Century“ zum 1. Golfkrieg, und einer Sammlung von Essays unter dem Titel „Hidden Treausures: Searching for God in Modern Culture“ (1997).
Ab 1990 lehrte Wall als außerordentlicher Professor für Religion und Kultur an der Claremont School of Theology in Kalifornien. Er repräsentierte den National Council of Churches bei der Filmindustrie und Berater der Motion Picture Association of Amerika (MPAA) bei der Einstufung von Filmen in ihrer Eignung für bestimmte Altersklassen.
Stolz empfand Jim Wall über seine Beteiligung an den Wahlkampagnen Jimmy Carters 1976 und 1980. Er war Delegierter für Carter bei den nationalen Nominierungskongressen der Demokraten 1976 und 1980, und war auch an den Kampagnen für George McGovern und Paul Simon beteiligt.
Wall reiste mehr als 20-mal als Journalist in den Nahen Osten und berichtete dabei über Ereignisse wie die Reise Anwar al Sadats nach Jerusalem 1977, die erste und die zweite Intifada und die palästinensischen Parlamentswahlen 2006.
In einem Interview für die internationale Zeitschrift „Media Development“ wurde Wall 2017 gebeten, einen Film zu nennen, der den Test des wiederholten Sehens bestanden und immer noch „etwas zu sagen“ habe. Er entschied sich für David Lynchs „The Straight Story“ (1999), den er „einen der besten Werke der Filmkunst des 20. Jahrhunderts“ nannte. „Er fordert den Zuschauer heraus durch die Forderung, alles Notwendige zu tun, um Entscheidungen für sein Handeln oder Nichthandeln wiedergutzumachen“.
Jim Wall wird im Gedächtnis bleiben durch seine Prinzipientreue, seinen Glauben und als bekennender Kinofan, dessen Meinungen hochgeachtet waren.