Que Dieu te protège
Die Regisseurin unternimmt den Versuch einer Selbstverortung. Denn in Cléo Cohen, einer jungen Französin, haben historische Erosionen in Gesellschaft und Politik zu einer Identitätskrise geführt. Ist sie Araberin? Jüdin? Mithilfe ihrer Großeltern, die allesamt als Juden aus dem Maghreb nach Frankreich emigrierten, ringt sie um Klärung. Die Befragungen sind spielerisch, aber bestimmt. Cléo weckt Erinnerungen, konfrontiert, sinniert in der Badewanne.
May God Be with You erkundet wunderbar filmisch die stille Weitergabe von Werten und Gefühlen der Zugehörigkeit zu einer jüdischen Familie aus dem Maghreb. In subtilen Bildern zeigt der Film, dass individuelle Identität nie feststeht, sondern immer im Fluss ist. Mit Hilfe ihres Körpers – und besonders ihrer Haare – schildert Cléo Cohen die sich konstant verändernden Identitäten jüdischer Menschen im heutigen Frankreich. Diese Identitäten haben ihre Wurzeln teilweise in verschiedenen religiösen und kulturellen Traditionen – jüdisch, christlich oder muslimisch – und May God Be with You untersucht, wie Cohens Familie ihre persönlichen, vielleicht sogar widersprüchlichen Identitäten in einem faszinierenden Dialog mit ihrer Geschichte und dem kulturellen und religiösen Erbe ihres Umfelds entwickelt.