In Filmerzählungen vereint

Bericht zum FilmFestival in Cottbus 2023
Oekumenische Jury Cottbus 2023: Beata Kézdi und Brigitta Rotach

Die Ökumenische Jury Cottbus 2023: Beata Kézdi und Brigitta Rotach (© FilmFestival Cottbus)


Das Filmfestival von Cottbus ist aus mehreren Gründen speziell. Viele der filmischen Werke aus Osteuropa werden in Ländern wie der Schweiz wohl kaum in die Kinos kommen. Obwohl Cottbus mit seinen über 160 Screenings zu den mittelgrossen Filmfestivals gehört, ist die Atmosphäre sehr familiär. Die Stadt ist nicht zu gross, doch die repräsentativen Jugendstilbauten bezaubern. Und dieses Jahr war als Kontrapunkt zur besorgniserregenden Weltlage die Stimmung unter den Jurys aussergewöhnlich freundschaftlich.

So waren die Mitglieder der internationalen Jury, der FIPRESCI, der Jury des DIALOG-Preises für die Verständigung der Kulturen und der Ökumenischen Jury abends meist gemeinsam beim Schlummertrunk anzutreffen. Gemeinsam weinten sie ausserhalb des Wettbewerbs bei «Liza, Go On» des Jurymitgliedes Nana Janelidse, berührt von der Geschichte über den georgisch-abchasischen Krieg, ein Plädoyer, das Leid der je anderen zu hören und gemeinsam mit den Kriegsgegnern zu trauern über das, was war. Gemeinsam tauchten sie in die Revolutionsgeschichten ein bei «Zwischen den Revolutionen» von Jurymitglied Vlad Petri, der aus Archivmaterial und mit fiktiven Briefen über die Revolutionen weg vom Kommunismus zu einer Coca Cola-Kultur in Rumänien und der Revolution in Iran zu einem Gottesstaat erzählt.

Doch zuvor galt es die 12 Wettbewerbsfilme zu visionieren und zu diskutieren. Coming of Age-Geschichten waren dabei wie der ukrainische Preisträgerfilm der internationalen Jury «Forever Forever», der rumänische Film «Libertate» über kaum bekannte Ereignisse während der Revolution im Dezember 1989, den die Mitglieder der Fipresci-Jury prämierten, die Konfrontation mit dem eigenen Rassismus am Beispiel von Romas im in brechtscher Weise aufgebautem Theaterfilm «3000 Numbered Pieces» Von Ádám Császi aus Ungarn oder die bewegende Geschichte einer eigenständigen Frau in Georgien in der Mitte ihres Lebens. In satten Farben erzählt, mit poetischen Sprachbildern, viel Stille und einer unerwarteten Wende hat der etwas andere Liebesfilm «Blackbird, Blackbird, Blackberry» die Ökumenische Jury so überzeugt, dass sie ihm ihren Preis zugesprochen haben. Die Schauspielerin Eka Chavleshvili in der Hauptrolle wurde zudem von der internationalen Festivaljury als beste Darstellerin ausgezeichnet.

Ob es schwieriger oder einfacher war, einen Gewinnerfilm zu finden, wurden die beiden Interfilm-Jurymitglieder, Beata Kézdi (Ungarn) und Brigitta Rotach (Schweiz) bei der Preisverleihung gefragt, nachdem die beiden SIGNIS-Mitglieder kurzfristig ausgefallen waren. Schwer zu sagen, woran es lag: Es war einfach wunderbar, so wie es war.