Araïs al-Teïn
Im Dorf vertrauen die Familien ihre Mädchen Omrane, einem ehemaligen Hausangestellten, an. Sie werden nach Tunis gebracht, um dort als «Mädchen für alles» zu arbeiten. Die kleine Feddha, die soeben in die Stadt gekommen ist, kann sich nicht an ihr neues Leben gewöhnen. Die Flucht eines anderen Mädchens aus dem Dorf, Rebeh, gibt ihr Gelegenheit auszubrechen. Sie macht sich davon, zusammen mit Omrane, der in Rebeh verliebt ist, und sucht in der ganzen Stadt nach jener, die fortlief, um frei zu sein. Mit seltener formaler Meisterschaft deutet der Film mehr an, als er aussagt, schafft Stimmungen und nicht Situationen, stellt Fragen, statt fertige Lösungen zu liefern. In eindringlicher Weise drücken gestische Metaphern – die eine angemessene Distanz zwischen Andeutung und Übertragung halten – die Gemütszustände der Personen aus; direkte Rede kommt selten vor. So formt und zerstört die kleine Feddha ihre Puppen aus Ton und lebt in einer imaginären Welt, dank der sie sich ein Stückchen der ihr allzu früh geraubten Kindheit zu bewahren vermag. Statt Moral zu predigen oder Lehren zu erteilen, will der Regisseur den Zuschauer dazu bringen, sich die Dinge selbst zu erklären; er zieht es vor, auf der Ebene der Emotion zu bleiben, um so in die Tiefe und Einsamkeit der Personen vorstossen zu können, ohne deuten zu müssen.