achtung berlin - new berlin film award 2018
Anna Grebe (Mitte) und Thomas Rathmann (rechts), Mitglieder der Ökumenischen Jury, bei der Preisverleihung (© achtung berlin / Roman Benbihy)
Die Ökumenische Jury beim 14. Festival achtung berlin - new berlin film award (11.-18. April 2018) verleiht ihren Preis an "Die neuen Kinder von Golzow" von Simone Catharina Gaul. Der Titel des Films spielt auf die Langzeitbeobachtung "Die Kinder von Golzow" an, die die DEFA-Regisseure Winfried und Barbara Junge von 1961-2007 über eine Schulklasse im brandenburgischen Golzow drehten. Der neue Film beschäftigt sich mit der Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien, mit der der Bürgermeister von Golzow der Abwanderung der Einwohner begegnen will.
Die Begründung der Jury lautet: "Home is where the heart is – doch was ist, wenn das Herz nicht dort ankommt, wo du gut empfangen wirst, sondern dort bleibt, wohin du nicht zurückkehren kannst?
Simone Catharina Gaul gelingt mit Die neuen Kinder von Golzow ein liebevolles und gleichermaßen unaufgeregtes Porträt einer syrischen Familie, die im verschlafenen Dorf Golzow im Oderbruchgebiet eine neue Heimat zu finden versucht – eine Heimat, die sie ohne den schrecklichen Krieg so nicht gesucht hätte. Der Film reflektiert aber auch ausgewogen und authentisch, dass um das Verständnis von „Heimat“ nicht nur die sogenannten Gutmenschen mit Willkommensfesten und Schrebergartenanträgen auf der einen Seite und die vielzitierten Wutbürger mit Mistgabeln und Fackeln auf der anderen Seite ringen. Und dass diejenigen, die sehr wohl anerkennen, dass ohne die Neuankömmlinge aus Syrien ihre aus den DEFA-Filmen bekannte Schule hätte geschlossen werden müssen, ihre Zweifel haben, ob ihr Integrationswille auch für 80 junge, allein reisende Männer gereicht hätte.
So wird deutlich, dass die unglaublich starke Protagonistin Halima und ihr Mann Fadi trotz ihrer vielen Unterstützer und Freunde am meisten darunter leiden, dass Golzow für sie niemals so sein wird wie ihre syrische Heimat, während ihre Kinder aber schon ganz selbstverständlich in der Jugendfeuerwehr des Dorfes mitmachen, eine Klasse überspringen oder Fangen auf Deutsch spielen. Wo also beginnt Heimat und wie viel meines Herzens muss schon dort sein?
Die Ökumenische Jury zeichnet Gauls Dokumentarfilm aus, weil er nah an die Menschen in Golzow herankommt und eine Geschichte erzählt, die Partei ergreift für die unterschiedlichen Realitäten der alten und neuen Dorfbewohner und vor allem eines verdeutlicht: dass niemand Heimat, Zukunft und Hoffnung verwehren darf."
Der Preis ist mit 1000 € dotiert, gestiftet von Potsdam TV.
Mitglieder der Jury waren die Pfarrerin Johanna Friese, Anna Grebe, Medienwissenschaftlerin und Mitglied de Katholischen Filmkommission, Frank Hohn, Vorstandsvorsitzender der evangelischen Hoffbauer-Stiftung Potsdam-Hermannswerder, und Thomas Rathmann, Leiter des Gymnasiums der Katholischen Marienschule in Potsdam.