Eine leichte Entscheidung - für einen schwierigen Film. Von Gabi Hartmann

Eine Kirche mit alter Tradition, die Armenisch-Apostolische Kirche, ist in jüngster Zeit durch die Erdbebenkatastrophe in der Sowjetunion und die Auseinandersetzungen um die armenische Enklave Karabach wieder in den Blick geraten. Die Armenier und ihre Kirche haben viele Verfolgungen überstanden, so auch den Völkermord nach dem Ersten Weltkrieg, auf den jetzt die evangelische Interfilm-Jury beim 10. Saarbrücker Max-Ophüls-Festival mit ihrem Preis für den Film KOMITAS von Don Askarian aufmerksam machte, der am Leiden und der Trauer des armenischen Volkes Anteil nehmen läßt.

Der Interfilm-Jury fiel diesmal die Entscheidung für ihren Preistrräger leicht. Gleich als ersten Film hatte sie Don Askarian’s KOMITAS gesehen. Der sicherlich schwierigste Film des Wettbewerbs blieb bis zum Schluß für alle fünf Mitglieder der Jury der eindringlichste, an dem alle anderen sich messen lassen mussten. In ihrer Begründung formulierte sie ihre Entscheidung so: „Mit dem Mönch und Komponisten Komitas, der nach dem Völkermord 1915 verstummt ist, nehmen wir Anteil am Leiden und der sillen Trauer des armenischen Volkes. Das hat Don Askarian mit intensiver Gestaltungskraft in lyrischen Bildern komponiert. Kompromisslos hält er sein ästhetisches Credo durch“.

Der Film erzählt keine stringente Geschichte, sondern zeigt, wie Don Askarjan es selbst formulierte, „den geistigen Zustand des armenischen Volkes nach dem Mord an 2 Millionen Bürgern". Der Film kommt fast völlig ohne Dialoge aus, läßt Natur, Kultur und Religion Armeniens in langen, statischen Einstellungen für sich sprechen. Wir sehen dem Mönch Komitas zu, der sich zurückgezogen hat aus der Welt, Zustände beobachtet, fixiert. Don Askarjan erklärt nichts: „Mein Film ist nicht zu verstehen, nur zu erleben." Wer sich darauf einlassen will, sollte alles vergessen, was er vom kommerziellen Film her kennt. Was ihn erwartet, ist Kino pur - und das verlangt dem Zuschauer einiges ab.