Internationale Online-Jury vergibt Preis an sudanesischen Film. Bericht von Hans Hodel


Die COVID-19-Pandemie, die Ende der Winterzeit auch Europa zu erschüttern begann, hat das internationale Film Festival Fribourg auf dem linken Fuss erwischt und die geplante 34. Ausgabe wie so viele andere kulturelle Veranstaltungen kurzfristig zum Erliegen gebracht. Nach der erst am 4. März erfolgten offiziellen Absage hat das FIFF-Team mit Hochdruck daran gearbeitet, wenigstens einen Teil des Programms verteilt über das ganze Jahr zeigen zu können – im Rahmen von anderen Festivals, online, am Fernsehen und anlässlich von punktuellen Veranstaltungen. So entstand seine Ausgabe „34 1/2“. Die rasche Planänderung wäre ohne die unglaubliche Solidaritätswelle seitens des Publikums und der Partner des FIFF, die neu entstandenen Synergien und das vorbereitete hochkarätige Programm nicht möglich gewesen.


Der grosse Preis des Festivals

Für die offiziellen internationalen Jurys konnte das Festival private Streamings und virtuelle Diskussionen der Wettbewerbsfilme organisieren, was aus verschiedenen Gründen für die unabhängigen Jurys leider nicht möglich war, so dass dieses Jahr auch kein ökumenischer Preis vergeben werden konnte. Die dafür nominierten Mitglieder wurden von INTERFILM und SIGNIS zur Teilnahme am FIFF 2021 eingeladen.

Die Jury für den Wettbewerb der langen Filme verlieh den Grand Prix des Internationalen Filmfestivals Freiburg, dotiert mit CHF 30'000, an You Will Die at 20 von Amjad Abu Alala. Der sudanesische Regisseur hat 2019 für den Film an der Mostra di Venezia den Leone del Futuro gewonnen, und der Film wird in der Schweiz durch trigon-film ins Kino gebracht. Deshalb ist er in der Schweiz zurzeit auf der Plattform filmingo.ch abrufbar.


Der Sonderpreis der Jury in Höhe von CHF 10'000, gestiftet von der Groupe E, wurde dem Film Los Lobos von Samuel Kishi Leopo zugesprochen, eine Besondere Erwähnung dem Film Lina from Lima von María Paz González. Die internationale Kurzfilmjury vergab ihren Preis an den Dokumentarfilm Asho von Jafar Najaf (Iran 2019), der die Geschichte eines kleinen Hirtenjungen erzählt, der ein echter Filmfreak ist und davon träumt, Schauspieler zu werden. In den Bergen Irans lässt er seiner Fantasie freien Lauf – plötzlich tauchen Jackie Chan und Monica Bellucci auf...

 

Aspekte der alternativen Ersatz-Programmierung

Eine vollständige Online-Präsentation des Festivals war aufgrund der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich. Dennoch konnte das Festival ein beachtliches Ersatz-Programm organisieren. Unter anderen hat die Cinémathèque suisse das FIFF zu sich eingeladen und zeigt beinahe die gesamte Sektion Genrekino: Verkehrte Welten die dieses Jahr den Alternativweltgeschichten gewidmet ist. Ebenfalls in ihr Programm aufgenommen hat sie die 13 Filme von William Friedkin, der als Gast der Sektion Sur la carte de... zum FIFF eingeladen war.

Die Kulturvermittlung des FIFF, die einen besonderen Schwerpunkt darstellt, wird trotz der Absage des Festivals weitergeführt. Einerseits konnte eine Rekordzahl von Lehrer*innen anfangs März noch an einer Weiterbildung teilnehmen, in deren Rahmen der Regisseur Pierre Monnard seinen Film Platzspitzbaby präsentierte. Andererseits stellt das Festival den Schulen einige Filme des Programm von Planète Cinéma (zu dem es mehr 11‘000 Anmeldungen gab) zur Verfügung, um diese direkt in den Klassenzimmern zeigen zu können. Überdies wird das FIFF im Herbst am Festival Kultur & Schule des Kantons Freiburg teilnehmen.

Mit der Planung der Sektion Neues Territorium: Ruanda, auf dessen Präsentation man besonders gespannt war und die bei der ruandischen Diaspora grosse Erwartungen geweckt hatte, leistete das FIFF eine Pionierarbeit. Es hat beinahe das gesamte Filmschaffen der jüngsten Filmszene der Welt zusammengetragen. Sobald es die Bedingungen zulassen, soll das Programm im Rahmen eines verlängerten Wochenendes gezeigt werden. Die Sektion Entschlüsselt: Mexikanische Kinogeschichte von ihren Regisseur*innen“wird dagegen auf die 35. FIFF-Ausgabe verschoben, die für die Zeit vom 19.-27. März 2021 geplant ist.

Information

Festivals

Aufgrund der Corona-Epidemie musste das 34. Festival International de Films de Fribourg abgesagt werden. Stattdessen organisierte das Festival eine virtuelle Ausgabe.