Filmpreis der Zürcher Kirchen 2022

Auszeichnung geht an "Foudre" von Carmen Jaquier
Foudre (Carmen Jaquier)

Preisträger: "Foudre" (Thunder)


Die Genfer Regisseurin Carmen Jaquier (37) erhält für ihren Film «Foudre» den Filmpreis der Zürcher Kirchen, der im Rahmen des 18. Zurich Film Festivals (28.9.-8.10.2022) zum sechsten Mal verliehen wird. Die katholische und die reformierte Kirche zeichnen die Arbeit von Carmen Jaquier mit einen Preisgeld von 10 000 Franken aus.

Eine Jury wählte den Preisträger aus der Reihe «Fokus» mit Filmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Bildgewaltig erzählt die Drehbuchautorin und Regisseurin Carmen Jaquier in ihrem Debutspielfilm «Foudre» die Geschichte einer jungen Frau um 1900, die gegen den einengenden Glauben ihrer Schweizer Bergdorf-Gemeinschaft rebelliert und verzweifelt versucht, sich von diesen Fesseln zu befreien. Filmsprachlich raffiniert gelingt es «Foudre», eine ästhetisch-sinnliche Verbindung von Sexualität und Spiritualität herzustellen und sich an eine Gotteserfahrung heranzutasten. Einfühlsam zeigt Carmen Jaquier die weibliche Emanzipation inmitten einengender Gesellschaftsnormen auf. «Foudre» ist der erste abendfüllende Spielfilm der Westschweizer Regisseurin und wurde in Toronto uraufgeführt.

Jurypräsident Tobias Grimbacher ist vom Film bewegt: «Der Film hat mich von Anfang an durch seine starken Bilder überzeugt, sowohl durch Landschaften als auch durch die Nahaufnahmen von Gesichtern. Im Zentrum steht eine starke junge Frau, die sich aus der vorgelebten Religiosität befreit und etwas erlebt, was ich als echtes Gottvertrauen bezeichnen möchte. Ihr Ausbruch und ihre Suche sind auch für heute aktuell. Sie werden von der Regisseurin in teils sehr künstlerisch und sensibel komponierten Szenen gezeigt.»


Die Jury möchte zudem eine besondere Erwähnung aussprechen. Sie würdigt damit den Film «Holidays», der auf originelle Herangehensweise aktuell und kritisch von den vielen säkularisierten Feiertagen Russlands erzählt und damit die täglichen Schwierigkeiten und durch Gewalt geprägten Lebensumstände der Menschen dokumentiert.

In diesem Jahr konkurrierten vierzehn Spiel- und Dokumentarfilme um den Kirchenpreis. Die Jury bildeten neben Synodalrat und Jurypräsident Tobias Grimbacher (Katholische Kirche) Kirchenrat Andrea Marco Bianca (Reformierte Kirche), die Journalistin und Theologin Brigitta Rotach sowie die Schauspielerin Tonia Maria Zindel und die Regisseurin Fiona Ziegler.