Grußwort von Festivalleiter Sascha Keilholz

© Florian Greiner

In diesem Frühjahr haben unsere Freunde vom Deutsch-Türkischen Institut in der Kunsthalle eine Veranstaltung zum Gedenken an unsere Verfassung durchgeführt. Der Autor, Journalist, ehemalige Richter und Staatsanwalt Heribert Prantl hielt eine Rede, in der er mit Nachdruck die wehrhafte Demokratie im Deutschen beschwor. Und er betonte, dass wir die Feinde der Demokratie bekämpfen müssen.

Das war Monate vor den letzten Landtagswahlen, vor den Europa-, Frankreich- und jetzt den US-Wahlen.

Und hier stehen wir nun. Gewissheiten scheinen vor unseren Augen zu verschwinden. Sobald ich mich außerhalb meines engen Freundeskreises befinde, schlägt die Realität zu. Ich muss nur meinen Kindern beim Fußballspielen zusehen. Andere Eltern, meist Väter, kommen und unterhalten sich, tauschen Meinungen aus, erst über Fußball und Kinder, dann über Gesellschaft und Politik. Und hin und wieder spüre ich eine gewisse Art von Homophobie, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit. Von Misstrauen gegenüber unserem politischen System.

Normalerweise behalte ich meinen Standpunkt bei. Mehr oder weniger fest. Doch hin und wieder bin ich unvorsichtig oder einfach nur genervt.

Und gerade jetzt spüre ich die Dringlichkeit, dass ich nicht mehr unachtsam sein kann. Ich kann mich nicht damit entschuldigen, dass ich müde und genervt bin. Ich muss jedes Mal wieder aufstehen. Ich muss aktiver werden, um unsere Demokratie zu verteidigen.

Von Berufs wegen versuche ich, die Demokratie zu verteidigen, indem ich einen Raum für Austausch und Diskussion schaffe. Indem ich ein Zeichen setze. Indem ich ein internationales Festival mit Filmen kuratiere, die nicht nur inspirieren, sondern auch einen menschlichen Atem haben - und etwas Kampfgeist. Aber - wieder einmal - spüre ich gerade jetzt die Dringlichkeit, mehr zu tun. Ich kann nicht nur die Kunst und die Künstler sprechen lassen.

Wir - die kulturellen Institutionen - wie auch die religiösen Institutionen - müssen unsere Demokratie, unsere gemeinsamen Werte als Demokraten und Menschen verteidigen.

Ich hoffe, wir werden einen Weg finden, dies zu tun.

Information

Festivals

"Bound in Heaven" von Xin Huo aus China erhielt den mit 2.500 € dotierten Preis der Ökumenischen Jury beim Filmfestival Mannheim-Heidelberg 2024. Der Internationale Newcomer-Award des Festivals für die Beste Regie ging an "Manas" von Marianna Bernhard.