Der WACC-SIGNIS Menschenrechtspreis 2016 geht an den Dokumentarfilm Cahier africain von Heidi Specogna.
WACC und SIGNIS vergeben ihre Auszeichnung an diesen Film, weil er einen humanen Blick auf gewaltsame Konflikte ermöglicht, deren Schrecken das Leben unschuldiger Menschen zeichnet, insbesondere von Frauen und Kindern. Seine menschenrechtliche Botschaft ist beispielhaft.
Cahier africain beginnt mit der Entdeckung eines schmalen Schulheftes, in dem die Aussagen von 300 Frauen, Mädchen und Männern aus Zentralafrika festgehalten sind. Die Seiten dieses Notizbuchs offenbaren das Leid, das ihnen kongolesische Milizionäre zwischen Oktober 2002 und März 2003 zugefügt haben.
Ab 2008 begleitet der Film die Opfer dieser Verbrechen. Zum Beispiel Amzine, die nach einer Vergewaltigung ein Mädchen zur Welt brachte, oder Fane, die ins Knie geschossen wurde und schließlich in Berlin erfolgreich operiert werden konnte.
Während in Den Haag die gerichtliche Verfolgung der Kriegsverbrechen vonstatten geht, versuchen die Frauen, ihren Alltag zu bewältigen. Dann bricht in der Zentralafrikanischen Republik ein neuer Bürgerkrieg aus.
Heidi Specogna, die Regisseurin, kommentiert: "Das von Gewalt traumatisierte Schicksal von Frauen und Kindern ist eine Tragödie, von der die Welt den Blick abwendet. Es wird geschätzt, dass allein in Zentralafrika in den letzten Jahren 100.000 Frauen in bewaffneten Konflikten vergewaltigt wurden. Zum Vergleich: Nach dem Genozid in Ruanda wurden ungefähr 20.000 Kinder mit dem gleichen Hintergrund zur Welt gebracht." Und sie fügt hinzu: "Der Film sollte ursprünglich die schwierigen Versuche von Frauen zeigen, wieder Fuß zu fassen, nachdem sie Gewalt erlitten haben. Nach dem erneuten Ausbruch des Krieges in Zentralafrika hat sich das Konzept des Films mit einem Schlag verändert."
2016 hat die Interreligiöse Jury von DOK Leipzig, einem der ältesten Dokumentarfilmfestivals, Cahier africain mit ihrem Preis ausgezeichnet. Der Film erhielt außerdem eine Silberne Taube als Bester Film zum Thema Demokratie und Menschenrechte. Die Interreligiöse Jury gratulierte Heidi Specogna "zu ihrem sensiblen Umgang mit ihren Protagonistinnen. Ihr ist ein poetischer Film gelungen, der uns mit diesen Frauen auch Hoffnung für die Zukunft gibt."
2017 gewann Cahier africain den Schweizer Filmpreis als Bester Dokumentarfilm.
Heidi Specogna lehrt Dokumentarfilm an der Filmakademie von Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Sie kann auf eine lange und anerkannte Karriere als Dokumentarfilmerin zurückblicken, die 1996 für Tupamaros beim Festival des neuen lateinamerikanischen Films in Havanna mit einer Muschel ausgezeichnet wurde und 2006 den Schweizer Filmpreis für Das kurze Leben des José Antonio Gutierrez gewann.
WACC und SIGNIS gratulieren Heidi Specogna herzlich zu ihrer bedeutsamen und erfolgreichen Arbeit.
Quelle: >WACC