Lobende Erwähnung der Ökumenischen Jury, Oberhausen 2017
Pflichten sind zu erfüllen, Aufgaben zu erledigen, das System von Militärdienst, Alltags-/Berufsleben und Familie ist zu bewältigen. Für andere übernehmen die Soldaten Verantwortung; wenn sie im Beziehungsgeflecht scheitern, sind sie jedoch alleine: Die strafgefangenen ehemaligen Soldaten werden verurteilt und eingesperrt. Sie wissen wofür, aber nicht, warum. Weil ihre Bestrafung damit stellvertretend für die Flucht der Gesellschaft in die Ratlosigkeit erfolgt, koppelt sie die Menschen, um die es geht, von sich ab.
Der Film gibt diesen Soldaten eine Stimme, er erzählt sein eindrucksvolles Thema in rauen O-Tönen und stimmigen, präzise fotografierten Bildern. Die als Zäsuren platzierten handschriftlichen Notizen verdichten die Not der Gefangenen, richten ihre Plädoyers der Wut oder Verlorenheit gemeinsam mit der Bildebene an uns, die Gemeinschaft.
Dass der Sinn nur noch leer ist, wird gegen Ende dieses wuchtigen und wichtigen Werkes emblematisch. Der Heimatverein Liverpool FC als großes verbindendes Element der Gemeinschaft wird sichtbar – doch dessen damit implizit transportierte, allbekannte Hymne „You’ll never walk alone“ verstärkt umso mehr die Doppelbödigkeit der Situation der ehemaligen Soldaten. Ihr Leben ist eingelagert in einem engen separaten System der Gesellschaft. Der Raum von Schuld wird weit. Er öffnet die Fragen von Gewalt und Gesellschaft und jene nach den Konstitutiven des Menschlichen, nach Grund und nach Identität.