Prädikat der Ökumenischen Jury für einen Film im Internationalen Kinder- und Jugendfilmwettbewerb, Oberhausen 2018
Carlottas Welt ist durch eine physische Einschränkung gekennzeichnet: Die animierten Bilder dieses Kurzfilms illustrieren in bezaubernder Weise die eindrucksvolle Geschichte einer gesichtsblinden Frau, ihren Weg durch Schule und Leben, und nimmt dabei ihre Perspektive auf ihre Welt ein. Die Meisterleistung dieses würdevollen und unbefangenen Kurzfilms besteht darin, in dieser kunstvoll animierten Perspektive zugleich deren Unmöglichkeit durch das fehlende physische Selbstbild hervortreten zu lassen und sie dabei eben doch gelungen und liebevoll zu portraitieren, ohne durch bloßes Mitleid zu reduzieren. So lässt der Film seine Protagonistin als starke Frau sichtbar werden, die pragmatische Wege zu sich und den anderen findet und wählt als ihr Bild eine Blume, deren Blüte an ihre Frisur im realen Leben und an ihr Ausgeliefertsein in vielen Lebenssituationen erinnert – wie auch an Schönheit, Zartheit, Verletzbarkeit. Ein berührender Film über die Herausforderungen und scheinbaren Selbstverständlichkeiten der Konstruktion von Identität, Selbstbild, sozialer Begegnungen und Beziehungen. Der Film ist ein Kleinod, als das er die Bedeutung des Gesichts für unsere Kultur über Sprachbildern und Handy-Selfies bis hin zu Bilderverboten und Gottesbildern dekonstruiert, um sie gemeinsam neu aufbauen zu können.