Norie
Yuki verlor seine Mutter nach einer langen Krankheit, als er und seine Schwester noch Kinder waren. Für ihre Angehörigen ist sie nurmehr eine entfernte Stimme, ein fremdes Gesicht auf Fotos, ein Geist, der sie in ihren Träumen besucht, eine verblassende Erinnerung. Sein Vater Munemitsu versuchte alles, um diese tiefe Lücke zu füllen, sogar das Vergessen. Umsonst, denn Norie ist immer noch da, wie eine unterschwellige, tentakelartige Präsenz, die die unsichtbaren Bänder der Familie miteinander verschlingt. Aber wer war Norie wirklich? Um diese Frage zu beantworten, fordert der Regisseur Yuki seinen Vater auf, ihn zum jährlichen Fest der Toten zu begleiten, um das Porträt dieser Frau, die einst seine Mutter war, sowie die innige Liebe, die sein Vater für sie empfindet, aufzuzeichnen. (Festivalinformation, Nyon 2019)
Der Filmemacher begleitet seinen Vater auf eine Reise zum Kern der Trauer um die jung verstorbene Ehefrau Norie. Die Besuche der erinnerungsträchtigen Orte und die Erzählungen ihrer Jugendfreundinnen zwingen den Vater zu einer Auseinandersetzung mit seinem verdrängten Schmerz. Die Kamera agiert als therapeutisches Instrument und ermöglicht den Zuschauern die Teilnahme an einem zutiefst menschlichen Trauerprozess.