Rona, Madar-e Azim
Azim ist mit seiner Familie aus Afghanistan in den Iran geflohen. Aber sie sind nicht zufrieden. Besonders Bruder Faroogh drängt auf die Fortsetzung der Flucht. Rasch ist die Reise arrangiert. Doch im letzten Moment will der Bruder ihre Mutter nicht nach Deutschland mitnehmen, trotz deren enger Bindung an die Enkelkinder. Azim findet heraus, dass seine Mutter dringend die Transplantation einer Niere benötigt, wenn sie nicht in zwei Monaten sterben soll, und sucht verzweifelt nach einem Spenderorgan. Doch obwohl im Iran der Handel mit Nieren blüht, ist es verboten, dass IranerInnen Nicht-IranerInnen eine Niere spenden. Azim selbst kommt als Spender nicht in Frage, weil er Diabetiker ist. Und so ist die Mutter auf das Organ des Bruders angewiesen. (Festivalinformation, Mannheim-Heidelberg 2019)
Der Ort des Stoffwechsels der Stadt, die Arbeit in ihrer lebensnotwendigen Kanalisation, sichert Azim und seiner Familie das Überleben als Afghanen im Iran. Azims eine Leidensfähigkeit scheint unerschöpflich. Doch der Kollaps des Stoffwechsel seiner Mutter, der ihr Leben gefährdet und zu dessen einzigem Ausweg seine Nierenspende wird, wird zum Kollaps seiner Kraft – und seines Wertesystems. Tradition und Gebot, Gewissen und Überlebensnotwendigkeit, Mutterliebe und Familienernährung, Rechtelosigkeit und Pflichtgefühl, Flucht, Patriarchale Alleinentscheidungen, Nationalismus und Religion kollidieren im Stoffwechsel der iranischen Theokratie. Doch das Recht auf die Sehnsucht nach Leben und Überleben ist heilig. Dieser Film berührt, weil Azim auch mitten unter uns ist, mitten in unserer Gesellschaft und mitten in jedem von uns. Wie lebst Du mit dem Tod, wann endet das Leben, wie weit gehst Du für den und für das, wer und was Dir heilig ist? Der Weg zum Ende des Lebens ist nur gangbar, wenn wir einander in Liebe festhalten, um aus Liebe loszulassen.