En route pour le milliard

Downstream to Kinshasa
2020

Im Sommer 2000 lieferten sich ugandische und ruandische Truppen in Kisangani eine verheerende Schlacht. Der Internationale Gerichtshof verurteilte Uganda zur Zahlung von einer Milliarde US-Dollar an die zivilen Opfer. Nach fast zwanzig Jahren vergeblichen Wartens machen sich einige von ihnen auf den Weg nach Kinshasa, um ihrem Rechtsanspruch Nachdruck zu verleihen. Die physische, aber auch theatralische Kraft ihrer Mission treibt diesen Film an und um – und strahlt aus ihm heraus.

Dieudo Hamadi bereitet den Frauen und Männern, die er den Kongo hinab begleiten wird, eine bild- und selbstbewusste Exposition. Versammelt auf tiefschwarzer Bühne blicken sie uns an und singen: vom vergossenen Blut, vom vergessenen Geld. Dann setzt sich der Marsch der Versehrten in Gang, an Krücken, mit Prothesen, an den Totengruben in der Nachbarschaft vorbei und hinaus ins Land. Jeder überwundene Meter ein Aufbäumen. Als der Zug der Bettler, die sich diese Bezeichnung rechtmäßig verbitten, schließlich die Treppe zum Nationalparlament erklimmt, meint man ikonische Szenen des sowjetischen Revolutionskinos durchscheinen zu sehen. Doch die Masse, die sich hier bewegt, ist eine andere. In ihr stemmt sich der einzelne Körper mit all seinem Gewicht sowohl gegen das lässige Schulterzucken des politischen Tagesgeschäfts als auch die nachlässig gerundeten Verlust- und Gegenwertberechnungen der Kriegsarithmetik. (Sylvia Görke, DOK Leipzig)

Dieser Film wurde gegen zahlreiche Widerstände unterschiedlicher Art gedreht. Dennoch zeigt er auf großartige Weise, wie die Menschen, die durch die Gräueltaten eines sechstägigen Krieges in ihrer Stadt Kisangani verwundet wurden und mit ihren Behinderungen zu leben lernen mussten, nach und nach die Umstände akzeptierten und anschließend das Beste daraus machten. Sie beschlossen, sich in die Hauptstadt ihres Landes zu begeben, um das Geld einzufordern, das die Regierung erhielt, um ihre Lebensbedingungen wiederherzustellen. In der Zwischenzeit sieht das Publikum, wie die von ihrem Opferdasein bestimmten Menschen ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen und sich zu Männern und Frauen entwickeln, die den Sieg der Opposition bei den Wahlen feiern. In all ihrem Elend schlagen sie sich bravourös. Das findet sich in vielen Religionen: dass Gott die Menschen dazu inspiriert, für Gerechtigkeit für sich selbst und für andere zu kämpfen.

Festivals

Gewinner von DOK Leipzig 2020 ist "Downstream to Kinshasa" von Dieudo Hamadi. Der Film erhielt die Goldene Taube der internationalen Festivaljury und den Preis der Interreligiösen Jury.

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