Otac
Nachdem Nikolas Frau einen Selbstmordversuch unternommen hat, werden dem Gelegenheitsarbeiter seine beiden Kinder weggenommen und bei Pflegeeltern untergebracht, zunächst angeblich vorübergehend. Doch nach einer Begutachtung der Wohnverhältnisse befindet der Leiter des Sozialamts des kleinen serbischen Dorfes, Nikola sei zu arm, um ein angemessenes Lebensumfeld für die Kinder zu gewährleisten. Der zurückhaltende Mann beschließt, eine Beschwerde beim Ministerium für Soziales in Belgrad einzulegen. Die 300 Kilometer dorthin will er zu Fuß zurückzulegen. Er will den Behörden zeigen, wie weit er für seine Kinder zu gehen bereit ist – im wahrsten Sinne des Wortes. (Festivalinformation, Berlinale 2020; Foto: © Maja Medic/Film House Baš Čelik)
Das Roadmovie erzählt die auf einer wahren Begebenheit basierende Geschichte eines Vaters, der einen 300 km weiten Weg von der Provinz in die Hauptstadt Serbiens zu Fuß zurücklegt, um seinem verzweifelten Wunsch Ausdruck zu verleihen, seine Kinder wieder zugesprochen zu bekommen. Aufgrund der prekären Familiensituation und einer verzweifelten Kurzschlusshandlung seiner Frau wurde ihm das Sorgerecht für die Kinder durchs örtliche Jugendamt kurzfristig entzogen.
Der Film zeigt das noch in sozialistischer Willkür verhaftete kommunale System, korrupte Strukturen, ein krasses Stadt-Land-Gefälle und die schwer zu ertragende Verwahrlosung eines ganzen Landes. Dennoch gelingt es dem Vater, in zurückhaltender und gewaltfreier Weise mit der katastrophalen Anspannung, seinen Schuldgefühlen und den Herausforderungen auf dem Weg nach Belgrad umzugehen. Die Jury sieht in ihm eine vorbildliche Haltung der Beharrlichkeit und eines Gerechtigkeitsstrebens, welches trotz der prekären Situation nicht auf Kosten anderer geht. So wird der Vater zu einem Helden, ohne sich selbst je als Held zu sehen (Foto: © Maja Medic/Film House Baš Čelik).