In seiner Dokumentation aus dem Tschetschenienkrieg schafft der Regisseur eine Nähe zu den porträtierten Soldaten, ohne in zynischer Distanz zu verharren oder moralisch zu manipulieren. Unter hohem persönlichem Einsatz vermittelt er Einblicke in einen verselbständigten Gewaltapparat, der keine Feinde mehr benötigt, um Menschen zu Tätern und Opfern zu machen.
48. Internationale Kurzfilmtage
Die Ökumenische Jury vergab ihren Preis in Oberhausen 2002 an "Suka" (Bitch) von Igor Voložin aus Russland, einen Film zum Krieg in Tschetschenien, und Lobende Erwähnungen an "Je m'appelle..." (Ich heiße...) von Stéphane Elmadjian und an "Sidet' v škafu" von Tania Detkina. "Suka" erhielt auch eine Lobende Erwähnung der Internationalen Jury, die außerdem einen Hauptpreis an "Je m'appelle" verlieh. Den Großen Preis der Stadt Oberhausen gewann "Dream Work" von Peter Tscherkassky (Österreich 2001).
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Auszeichnungen
Tania Detkinas Schilderung eines schicksalhaften Familienbesuches zeugt von wahrhaftiger Einfühlung in die Figuren und die sie bestimmenden Verhältnisse, ohne spekulative Melodramatik. Dabei findet die Regisseurin zu einer unverbrauchten Bildersprache, lebendig und präzise.
Durch innovative Verschränkung von Wort und Bild lädt der Film „Je m’appelle“ ein, Menschen mit einem Blick für ihre Geschichten zu sehen und Geschichten mit der Frage nach den Menschen darin zu hören. Er demonstriert, dass Lebensgeschichten immer auch Leidensgeschichten sind, die nicht generell durch Freiheitsversprechungen legitimiert werden können.