Der Film zeichnet das Porträt zweier junger Frauen, die in einer psychiatrischen Einrichtung in Sibirien festgehalten werden, aber dennoch die Suche nach Würde und Unabhängigkeit nicht aufgeben. Der Regisseur behandelt sein Thema mit bemerkenswerter Klarheit und erzählerischer Kraft. Der Wunsch der Frauen nach Freiheit verlangt von ihnen Mut, Durchsetzungsfähigkeit und Solidarität. Diese fundamentalen menschlichen Werte haben die Jury überzeugt. Sie verleihen einstimmig ihren Preis an den Film "Liberation, The User's Guide".
Visions du Réel 2016
Der Hauptpreis von Visions du Réel 2016, der Sesterce d'or La Mobilière, ging an die chinesische Regisseurin Shengze Zhu für ihren Film "Another Year". Die Interreligiöse Jury vergab ihren Preis an "Liberation, The User's Guide" von Alexander Kuznetsov, und zeichnete zwei weitere Filme mit Lobenden Erwähnungen aus.
Das Festival zeigte 180 Filme aus 49 Ländern. Die Interreligiöse Jury wählte ihre Preisträger aus den 20 Filmen des Wettbewerbs für abendfüllende Filme. In weiteren Wettbewerbssektionen wurden mittellange und Kurzfilme, Filme aus der Schweiz, Erstlingsfilme, innovative Filme ("Régards neuf") und, unter dem Titel "Grand Angle", eine Auswahl der besten aktuellen Dokumentarfilme gezeigt, in der der Publikumspreis vergeben wurde.
Der künstlerische Leiter des Festivals, Luciano Barisone, hat den Leitgedanken seiner Filmauswahl im Vorwort des Pressematerials als "Akt des Widerstands" beschrieben, den er in den Zusammenhang der spirituellen Dimension des Kinos stellt. Er wählte bemerkenswerte Worte, um sein Filmverständnis zu kennzeichnen: "Es ist kein Zufall, dass dass das Kino oft als ein sakraler Raum beschrieben wurde, in dem wir eine Andacht vollziehen. In einer solchen Bewegung der Beschwörung erfüllt der Film seine Mission des Widerstands. Aber wogegen richtet sich unser Widerstand genau? Wir wenden uns gegen eine Beraubung, die uns die elementaren Ressourcen des materiellen und geistigen Lebens vorenthält. Wir wenden uns gegen die Auslöschung von Werten und Menschenrechten. Wir widerstehen dem Vergessen, dem Opportunismus und dem Stillschweigen. Wir widerstehen der Gleichgültigkeit."
Den Ehrenpreis "Maître du Réel" für sein Lebenswerk erhielt der britische Regisseur Peter Greenaway. Aufgeführt wurde sein jüngster Film "Eisenstein in Guanajuato", dem die Mexikoreise des sowjetischen Klassikers zugrunde liegt. Das Festival unterstrich damit seinen umfassenden Begriff eines der Wirklichkeit verpflichteten Kinos, das den akademischen Begriff des Dokumentarfilms sprengt.
Link: Festival-Website
Auszeichnungen
Ein mutiger Film von individueller und universeller Bedeutsamkeit, der eine außergewöhnliche kreative Begabung verrät.
Ein Werk der Avantgarde, das sein schwieriges Thema in eine differenzierte und innovative Vision umsetzt.