Borga
Borga sind Ghanaer, die es im Ausland zu enormem Wohlstand gebracht haben. Zumindest ist es das, was sie den Daheimgebliebenen weismachen wollen.
Kojo (Eugene Boateng) wächst mit seinem Bruder auf einer Elektroschrott-Müllhalde in Ghanas Hauptstadt Accra auf. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit dem Sammeln von Metallen, die sie aus westlichen Elektrogeräten gewinnen. Eines Tages hat Kojo eine Begegnung mit einem Borga, die ihn nachhaltig beeindruckt. Zehn Jahre später lässt er seine Familie in Ghana zurück, um in Deutschland seinerseits ein Borga zu werden. Doch dort muss er feststellen, dass niemand auf ihn gewartet hat. Eine Rückkehr kommt nicht in Frage, und als er sich in Lina (Christiane Paul) verliebt, scheinen sich die Dinge zum Positiven zu wenden. Das schnelle Geld aber fordert von Kojo Entscheidungen, die nicht immer die richtigen sind.
„Borga“ zeigt in eindringlichen, teils beklemmenden Bildern die globalen Auswirkungen des westlichen Konsums auf Kosten des afrikanischen Kontinents. Das damit verbundene Migrationsthema wird nüchtern und realistisch dargestellt. Doch der Film erzählt mehr als eine Geschichte über das Schicksal eines Migranten und seiner Familie: Er problematisiert unser kapitalistisches Handeln, in dem Giftmüll als neue Form der Ausbeutung Afrikas gezeigt wird. Er hinterfragt den Traum der illegalen Einwanderer, die bereit sind, für ihr vermeintliches Glück kriminell zu werden. Der Protagonist kann die ambivalenten Erwartungen beider Welten nicht erfüllen und erlebt schließlich die Familie als letztgültigen Halt. Dem deutsch-ghanaischen Filmteam ist ein authentisches, aktuelles und fesselndes Drama mit großartigen Darsteller*innen gelungen. Es bietet dem Zuschauer an, respektvoller und sensibler auf Fluchtgeschichten zu blicken und Klischees zu hinterfragen. „Borga“ gibt Flüchtlingen Gesichter und wirbt um Solidarität innerhalb der Menschheitsfamilie.