Der Filmhistoriker und Filmkritiker Ronald Holloway ist tot. 1933 im Staat Illinois/USA geboren, lebte er seit 1968 in Europa, zuerst in Paris, dann Hamburg, schließlich mit seiner Frau, der Schauspielerin Dorothea Moritz-Holloway, in Berlin. Mit ihr gemeinsam gab er seit 1979 das Journal „KINO German Film“ heraus, das neben einer kontinuierlichen Chronik des deutschen Films einen Überblick über das jeweils aktuelle Festivalgeschehen bot – nicht nur von Berlin, Cannes oder Venedig, sondern auch von vielen weniger populären, für die Wahrnehmung von Filmkünstlern dennoch unentbehrlichen Orten der Filmkultur. Ohne institutionelle Unterstützung publiziert und von Ron und Dorothea auf Festivals unentgeltlich verteilt, bleibt es ein außerordentliches Zeugnis filmpublizistischer Hingabe. Hauptberuflich arbeitete Holloway für Fachblätter wie Variety, The Hollywood Reporter, Moving Pictures International und The International Film Guide. Neben dem deutschen Kino galt Holloways besonderes Interesse dem Kino Osteuropas, dem er eigene Buchpublikationen und eine umfassende Datenbank widmete. Aus diesem Engagement entstanden auch filmische Porträts der Regisseure Elem Klimov und Sergej Paradjanov.
Holloway wurde 1959 in Chicago zum katholischen Priester geweiht, war dort Mitbegründer des National Centre for Film Study und erwarb seinen Doktorgrad in Evangelischer Theologie an der Universität Hamburg mit der Arbeit „Beyond the Image. Approaches to the Religious Dimension in the Cinema“, die er 1977 mit Unterstützung des Weltkirchenrates publizierte. Sein kirchlicher, theologischer und ökumenischer Hintergrund fand seine Fortsetzung in der Mitarbeit in der Internationalen kirchlichen Filmorganisation INTERFILM, deren Ehrenmitglied er war. Für seine Verdienste wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz und der Berlinale Kamera ausgezeichnet, die damit auch an seine Mitarbeit im Auswahlkommittee des Festivals 1977-1979 erinnerte. Wer Ron Holloway kannte, war von seiner überragenden Kenntnis und seinem klaren Urteil beeindruckt und von seiner persönlichen Sanftmut tief berührt. Er starb am 16. Dezember 2009 an Krebs.