Carlotta's Face
Carlotta kann keine Gesichter erkennen. Schon als Kind war das ein großes Problem, vor allem in der Schule. Doch nicht nur andere Menschen sind das Problem. Denn auch wenn Carlotta in den Spiegel sieht, erkennt sie sich selbst nicht. Der Neurowissenschaftler Valentin Riedl hat das Phänomen der Prosopagnosie, unter der Carlotta leidet, näher untersucht und arbeitet nun, zusammen mit dem Filmemacher Frédéric Schuld, das Thema mit dem Animationskurzfilm CARLOTTA’S FACE filmisch auf. (Pressetext der FBW zur Auszeichnung des Films mit dem Prädikat: besonders wertvoll)
Link: FBW (vollständiger Text)
Carlottas Welt ist durch eine physische Einschränkung gekennzeichnet: Die animierten Bilder dieses Kurzfilms illustrieren in bezaubernder Weise die eindrucksvolle Geschichte einer gesichtsblinden Frau, ihren Weg durch Schule und Leben, und nimmt dabei ihre Perspektive auf ihre Welt ein. Die Meisterleistung dieses würdevollen und unbefangenen Kurzfilms besteht darin, in dieser kunstvoll animierten Perspektive zugleich deren Unmöglichkeit durch das fehlende physische Selbstbild hervortreten zu lassen und sie dabei eben doch gelungen und liebevoll zu portraitieren, ohne durch bloßes Mitleid zu reduzieren. So lässt der Film seine Protagonistin als starke Frau sichtbar werden, die pragmatische Wege zu sich und den anderen findet und wählt als ihr Bild eine Blume, deren Blüte an ihre Frisur im realen Leben und an ihr Ausgeliefertsein in vielen Lebenssituationen erinnert – wie auch an Schönheit, Zartheit, Verletzbarkeit. Ein berührender Film über die Herausforderungen und scheinbaren Selbstverständlichkeiten der Konstruktion von Identität, Selbstbild, sozialer Begegnungen und Beziehungen. Der Film ist ein Kleinod, als das er die Bedeutung des Gesichts für unsere Kultur über Sprachbildern und Handy-Selfies bis hin zu Bilderverboten und Gottesbildern dekonstruiert, um sie gemeinsam neu aufbauen zu können.