Ohne in naiven Folklorismus zu verfallen, bringt Sergej Dwortsewojs „Tulpan“ den Zuschauern die Lebensbedingungen und die Kultur der Bewohner der kasachischen „Hungersteppe“ nahe, wobei die komödiantisch entwickelte Geschichte eines jungen Mannes, der ebenso hartnäckig wie vergeblich um ein junges Mädchen wirbt, gleichzeitig universale Dimensionen menschlichen Lebens eröffnet. Dabei geht es um die Reibung von persönlichen Hoffnungen und Träumen an den Grenzen, die äußere Lebensbedingungen und Beziehungen setzen, und nicht zuletzt die Familie als „Konfliktherd“, aber auch als vitale Kraftzelle, steht im Zentrum des Interesses. Der Film überzeugt durch eine Bildsprache, die oft nahezu dokumentarisch den Alltag der Nomaden einfängt, aber auch eine große Poesie entfaltet. Trotz des Blickes für die Härte der gezeigten Umstände, vermittelt er dabei nicht zuletzt ein Gespür für die Kostbarkeit des Lebens.
Tulpan wurde auch mit dem Spezialpreis der Internationalen Festivaljury für die Beste Regie ausgezeichnet.