Ma nuit
Zarte Blicke, unsichere Bewegungen, um die nächste Ecke biegt die erste Liebe. Die 18-jährige Marion zieht es auf die Straße, sie hat sich mit ihrer Mutter gestritten, Gefühle kochen hoch. Heute ist der Geburtstag ihrer verstorbenen Schwester. Da will sie bei ihren Freundinnen sein, sich frei fühlen, sie selbst sein. Es ist Sommer in Paris, der Kanal St. Martin ruft mit seinen verwunschenen Ufern und Brücken, die Männer flirten, die Frauen auch, Marion lässt sich treiben. Ein kleines Abenteuer folgt auf das nächste, bis ein Mann in ihr Leben tritt, der anders ist. (Festivalinformation, IFFMH 2021)
Die Bejahung des eigenen Lebens beginnt mit dem Nein zu den verschiedensten Angeboten fremdbestimmten Lebens. Der Weg, den die Protagonistin Marion am Geburtstag ihrer vor 5 Jahren verstorbenen Schwester Alice antritt, führt mitten ins Dunkel. Es ist das Dunkel ihrer eigenen Trauer, die sie zu einem anderen Blick auf das Leben herausfordert, einem Blick, der sich nicht von verführerischen Illusionen z.B. eines Castingangebots oder ihrer Peergroup ablenken lässt.
Der Durchbruch zu einem neuen Anfang erfordert allerdings auch einen Sprung des Vertrauens - in diesem Fall hin zu einem zufälligen Weggefährten, der sich als Seelenverwandter zeigt. Das bedeutet zugleich, Nähe zuzulassen und das Wagnis des Lebens anzunehmen. All das bricht sich Bahn bei einen Sprung in die Seine, der wie ein intimes Tauferlebnis anmutet, das Leichtigkeit zulässt und Aufbruch ermöglicht. Aus dem Akzeptieren der eigenen Verletzlichkeit heraus erfolgt schließlich der Griff ins Blau des Himmels, der die Grenzen der Vergänglichkeit transzendiert und die Trauer überwindet.
Antoinette Boulat ist mit "My night" ein magischer Kinomoment gelungen, großartig eingelöst von einer herausragenden Lou Lampros. (Foto: © Cercamon)