Jaii keh khoda nist

Where God Is Not
2023

In einem leeren Raum am Rand von Paris entsteht eine Gefängniszelle. Mehran Tamadon, der Regisseur, baut aus Leisten ein Gerüst, das die Wände und das Stockbett markiert. Seine Gesprächspartnerin, Homa Kalhori, malt Gitter an die Wand. Als er den Raum zu groß anlegt, korrigiert sie ihn. Die Zellen in Ghezel Hesar seien viel kleiner gewesen. Acht Quadratmeter für 25 bis 30 Frauen.
Seit Jahren ist Tamadon nicht im Iran gewesen. Er selbst war nicht in Haft, sein Pass wurde für einen Monat eingezogen, nachdem er den Film Iranien (Berlinale Forum 2014) gedreht hatte. Von Homa Kalhori und zwei anderen ehemaligen politischen Häftlingen, Taghi Rahmani und Mazyar Ebrahimi, möchte er nun wissen, wie sie die Jahre in Evin oder Ghezel Hesar erlebt haben. (Festivalinformation, Berlin 2023)

Wie lässt sich das Grauen von politischer Gefangenschaft und Folter erzählen? Der iranische Filmemacher und Architekt Mehran Tamadon, der seit seiner Jugend in Frankreich lebt und für Projekte immer wieder in seine Heimat zurückkehrt, hat einen eindrücklichen Weg gefunden. Er versetzt seine Protagonisten Homa Kalhori, Taghi Rahmani und Mazyar Ebrahimi in Räume, die ihre ehemaligen Gefängnisse nachbilden - "where god is not", wie einer von ihnen sagt. Und so wird diese Dokumentation zu einer Reise in die Vergangenheit, voller Leid, Demütigung und Folter. Das Stilmittel ermöglicht es den Betroffenen wie dem Publikum die erschütternden Erfahrungen nachzuempfinden und so eine Realität anzuprangern, die auch heute noch im Iran aktuell ist.

Festivals

Die Ökumenische Jury bei der Berlinale 2023 hat ihren Preis im Internationalen Wettbewerb an "Tótem" von Lila Avilès aus Mexiko verliehen. Den Goldenen Bären gewann der französische Dokumentarfilm "Sur l'Adamant" von Nicolas Philibert.

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