Am Beispiel der Situation einer kolumbianischen Ziegeleiarbeiterfamilie, die am Rande des Existenzminimums dahinvegetiert, zeigt der Film aus engagierter subjektiver Sicht die gesellschaftlich bedingten Produktionsverhältnisse eines Landes der Dritten Welt auf. Der bewusst einfach gestaltete und an konkreten Lebensbedingungen orientierte Film ist ein leidenschaftlicher Aufruf zur Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse mit revolutionären Mitteln.
19. Westdeutsche Kurzfilmtage
Neben drei Preisen verlieh die Jury 1973 in Oberhausen an weitere vier Filme eine Empfehlung, und zwar an:
Psychodrama von Marek Piwowski (Polen 1972)
On ne sait pas! (Wir haben keine Antwort) von Louis van Gasteren (Niederlande 1973)
It's Ours Whatever They Say von Jenny Barraclough (Grossbritannien 1972)
Zemljo primi me (Nimm mich auf, mein Land) von Rudolf Sremec (Jugoslawien 1972)
Auszeichnungen
"Katutura" greift das leider noch immer aktuelle Thema der Apartheid in Südafrika auf und sucht in Abwägung der bekanntermassen nur unter schwierigen Bedingungen zu beschaffenden Informationen auf eine Veränderung der gegebenen Unrechtsverhältnisse hinzuwirken. Besonders hervorzuheben ist das Bemühen der Gestalter um eine spezielle journalistische Form und innere Geschlossenheit ihres Werkes.
Der Film fasziniert durch seine besonders ruhigen Einstellungen, dem daraus resultierenden Rhythmus der Bilder, durch die Strenge seines Aufbaues und eine fast architektonische Bildkomposition. In den stilisiert dargestellten Beziehungen zwischen dem Brückenarbeiter und seiner Frau versucht der Film wortlos den Widerspruch zwischen den Erfordernissen der modernen Arbeitswelt und familiären Bindungen darzustellen. Dabei überbrückt die gemeinsame Vesper zeichenhaft die Trennung, ohne zugleich eine Lösung des gestellten Problems aufzuzeigen.