Eine Kamera fährt durch eine Stadt. Beginnt auf einem Hinterhof, begibt sich ins Haus, durchquert enge Flure und das mit schäbigen Möbeln vollgestopfte Wohnzimmer. Auf dem Sofa sitzen in stummer Pose die Bewohner des Hauses, deren Stimmen aus dem Off zu hören sind. Sie reden über die Zukunft in einem Industrieort ohne Industrie, von Fabriken, die dicht machen und deren Sound wie eine Erinnerung im Hintergrund ertönt und sich verliert, von der Hoffnung, vielleicht doch wieder eine Arbeit zu finden, irgendwann. Von den Kindern, die woanders ihr Glück suchen und dem Wunsch, dass sie zurückkommen oder bleiben können. Während die Stimmen der Menschen noch da sind, entschwinden ihre Gesichter schon dem Blick, ist die Kamera auf dem Weg ins nächste Haus. Durchfährt öffentliche Plätze, menschenleere Straßen, ein Café, die Schule, ein Damenkränzchen, dringt in die Viertel der Bessergestellten vor. Hier gibt es Weite, stilvolles Interieur und kaum Kinder, hier redet man über Kultur. Die Kamerafahrt endet am Fluss. In seiner strengen Formgebung ist „L’Avenir“ zugleich eine Reminiszenz an die die Schwarz-Weiß-Sozialfotografie des 20. Jahrhunderts und ein polyphones Gemeindeporträt neuer Art. Meurchin liegt in Nordfrankreich. Meurchin könnte überall sein. (Festivalkatalog)
The Future
Regie
2005