Ein furchtbar dicker Mann sitzt in seinem Wohnzimmer. Er darf die Wohnung nicht verlassen, hat der Arzt gesagt, sein Herz kann jeden Augenblick versagen - und die Schwester passt auf ihn auf, genervt zwar aber zäh seit vielen Jahren. Trotzdem strotzt der Film vor Lebensfreude. Die Welt soll so bunt sein wie die Wände es sind in dieser sehr mexikanischen Wohnung. Denn im Inneren dieses massiven Körpers wohnt eine zarte Seele, zum Fliegen bereit. Und zur Sehnsucht. Mit großer Leidenschaft widmet sich der Mann den Bildern, den Fotos aus vergangenen Tagen, dem Glück dieser Tage. Und dem Bildermachen selbst, wie wir bald merken – dem Fotografieren, mit einer Sentimentalität, die so umfangreich und unendlich groß ist wie sein Körper. Deshalb schleppt er sich trotz allem zum Fotoladen. Dort trifft er auf einen jungen Mann, der sein Leben verändern wird. Nicht nur fotografisch, auch ganz real. Denn es geht um ein Leben, das ausbrechen und sich befreien will - von der Schwester und von jedem Sinn für Wirklichkeit überhaupt. Zu dritt machen sie das, denn auch der Mann der besorgten Schwester wird abtrünnig - oder sagen wir angesteckt von diesem unendlichen Lebenswillen und Lebensmut. Sie brechen auf ins Glück. Und der Zuschauer gleich mit. Junges Kino aus Mexiko - mit tiefer, ja unendlich tiefer Menschlichkeit. (Michael Kötz, IFFMH)
Walking Distance
Regie
2015
Auszeichnungen
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Festivals
Das 64. Filmfestival Mannheim-Heidelberg (2015) steht unter dem Motto "Weltkino." - ebenso offen wie lapidar und passender zum Megathema des Augenblicks...
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Liste kirchlicher Filmauszeichnungen 2015