Ökumenischer Empfang zur Berlinale 2012
Vertreter der Filmkultur und der Kichen trafen sich beim Ökumenischen Empfang der Berlinale, der am 12. Februar im Haus der EKD am Berliner Gendarmenmarkt stattfand. In ihrer Begrüßung bezog sich die Kulturbeauftragte des Rates der EKD, Petra Bahr, auf die gegenwärtige europäische Schuldenkrise und erinnerte daran, dass sich der Zusammenhalt Europas nicht nur aus politischen Institutionen und einem gemeinsamen Wirtschaftsraum, sondern vor allem auch aus der kulturellen Geschichte und Identität des Kontinents speist. Unter Bezug auf einen Vorschlag von Umberto Eco brachte sie die Notwendigkeit einer "symbolischen Leitwährung" ins Spiel, die aus den Bildern und Geschichten entsteht, die Europäer schaffen und einander erzählen, auch im Kino – und die auch jenseits der Institutionen und wirtschaftlichen Verflechtungen Bestand haben.
Weihbischof Ulrich Neymeyr, der für die katholische Kirche sprach, erinnerte an die bedeutsame Rolle, die das Vatikanische Konzil der Kultur für das Verständnis der menschlichen Fragen, Hoffnungen, Konflikte und Ängste eingeräumt hat. In Filmen wie denen des Festivals erkenne die Kirche die fortwirkende Realität jener Impulse wieder.
Nach der Vorstellung der Mitglieder der ökumenischen Jury durch Jurypräsidentin Angelika Obert sprach der Philosoph und Kulturwissenschaftler Thomas Macho, Professor an der Humboldt-Unversität, über die Renaissance spiritueller, religiöser und „bildmagischer“ Elemente, die neuerdings verstärkt Beachtung finden, auch jenseits des Films. Unter Bezug auf den 25. Todestag Andrej Tarkovskijs am 29. Dezember 2011 würdigte er dessen Beitrag zur Entfaltung und Reflexion jener bildmagischen Dimensionen in der Filmgeschichte. Sie manifestieren sich bei Tarkovskij, so Macho, in der kreativen Autorität und prophetischen Sensibilität des Künstlers und in der Medialität seines Materials. Der Titel seines Vortrags fasste diese drei Elemente in einer naiv-kindlich klingenden, in Wahrheit unergründlichen Formel zusammen. Er zitierte die Schlusswendung von Tarkovskijs letztem Film, "Opfer", die er einem bis zu diesem Moment stummen Kind in den Mund legt: "Am Anfang war das Wort. Warum, Papa?"