Visions du Réel 2015

46. Festival international de cinéma
17.04.2015 bis 25.04.2015
Nyon
Interreligiöse Jury Nyon 2015

© Miguel Bueno

Die Interreligiöse Jury mit dem Festivaldirektor, von links: Marc Wehrlin, Daniel Wildmann, Aida Schläpfer Al Hassani, Luciano Barisone, Mirela Vasadi Blasius

"Homeland (Iraq Year Zero" von Abbas Fahdel hat den Preis der Internationalen Jury im Wettbewerb für lange Filme beim Festival Visions du Réel 2015 gewonnen. Der sechsstündige Dokumentarfilm, der eine Familie aus Bagdad ein Jahr vor und nach der amerikanischen Invasion 2003 beobachtet, erhielt auch eine Lobende Erwähnung der Interreligiösen Jury. Mit dem Interreligiösen Filmpreis zeichneten die vier Jurymitglieder den Film "Mothers of the Gods" (Madres de los dioses) des Argentiniers Pablo Agüero aus.

Die 46. Ausgabe von Visions du Réel, Festival international de cinéma Nyon (so die neue Zählung nach dem letztjährigen Jubiläum), definierte sich als Ort der Meinungsfreiheit und des Durchbruchs aussergewöhnlicher Frauen. "Einmal mehr wird Visions du Réel ein Ort des Austausches, der Debatte und der absoluten freien Meinungsäusserung sein, an dem sich der Zustand der Welt und die massgeblichen Tendenzen widerspiegeln, welche die menschlichen Gesellschaften formen", wie Festivalpräsident Claude Ruey an der Programmkonferenz des Festival erklärte. Vor dem Hintergrund des kritischen Zustands unserer Welt zeichnen sich die Porträts aussergewöhnlicher Frauen ab, die als Künstlerinnen, Pionierinnen und Hoffnungsträgerinnen ausgewählten Filmen Farbe geben. Bemerkenswert war auch, dass von den 160 von Visions du Réel ausgewählten Filmemachern deren 40% Filmemacherinnen sind. Das Festival gilt nicht zuletzt durch sein Bestreben, ein Festival der Welt- oder internationalen Premieren zu sein, als eines der vier besten Dokumentarfilm-Festivals der Welt und erreicht mit 3‘700 in Nyon eingegangenen oder im Laufe des Jahres auf Festivals in der ganzen Welt entdeckten Filme einen neuen Rekord. Aus dieser Fülle wurden 166 Filme aus 54 Ländern (darunter 28 Schweizer Filme) ausgewählt und in verschiedenen Sektionen programmiert (drei internationale Wettbewerbe für lange, für mittellange und für kurze Filme, Regard neuf, Helvétiques, Grand Angle, Premiers pas und andere). 

Harutyun Khachatryan: Endless Escape, Eternal Return (2014)

Speziell zu erwähnen sind der Focus, der dieses Jahr mit 15 Filmen dem Filmland Georgien gewidmet war. Zu sehen war dabei noch einmal auch der 2005 von der interreligiösen Jury mit dem Spezialpreis John Templeton ausgezeichnete Film «The Pipeline Next Door» von Nino Kirtadzé. Und besonders ein Workshop unter dem Titel "Atelier" mit dem armenischen Filmschaffenden Harutyun Khachatryan, der erstmal 1989 in Nyon ausgezeichnet wurde, als das Filmschaffen der damaligen „Sowjetrepublik Armenien“ in Nyon im Focus war. Ein Programmpunkt, der im Jahr des Gedenkens an den Genozid am armenischen Volk in der Türkei vor hundert Jahren auch einen besonderen Symbolgehalt hat.  Khachatryan ist jetzt auch Direktor des internationalen Filmfestivals „Golden Apricot“ in Yerevan, an dem seit 2007 auch eine ökumenische Jury von INTERFILM und SIGNIS präsent ist. Zu Ehren Armeniens wird das Festival am Sonntag, 19. April um 14h00 im “Salle communale” in Anwesenheit vom Charles Aznavour, dem armenischen Botschafter in der Schweiz, den Film “Choeurs en exil” von Nathalie Rossetti zeigen, gefolgt von einer Diskussion. 

Auszeichnungen

Mothers of the Gods
Regie:
2015

Mothers of the Gods wirft ein exemplarisches Licht auf die beeindruckende spirituelle Suche von fünf Frauen, die die Schwierigkeiten ihrer Leben überwinden zu suchen. Gleichzeitig bemühen sie sich, ihre neu erworbenen Stärken mit andern zu teilen. Dieser Film überzeugt künstlerisch voll und ganz und erzählt seine Geschichte auf eine stimmige Weise. Mothers of the Gods legt den Fokus mehr auf die Suche als auf das Ergebnis, was nach Meinung der Jury zentral ist für einen Dialog unter Glaubenssystemen.

Regie:
2015

Homeland schaut sorgfältig und respektvoll auf die äusserst schwierige Situation einer Familie in Bagdad kurz vor und nach dem zweiten Irakkrieg. Der Film dringt ins Bewusstsein der Zuschauer ein und bringt uns die Personen von Homeland nahe. Visuell werden wir Teil ihres Lebens. Der Filmemacher ging mit seinem Film große Risiken ein und wurde mit einer persönlichen Tragödie konfrontiert.