78. Internationales Filmfestival Venedig

01.09.2021 bis 11.09.2021
Venedig
INTERFILM Jury Venice 2021

Die INTERFILM-Jury in Venedig 2021 (© Gianna Urizio)

Den 10. INTERFILM-Preis zur Förderung des Interreligiösen Dailogs verlieh die INTERFILM-Jury in Venedig 2021 an "Amira" von Mohamed Diab, der in der Wettbewerbssektion "Orizzonti" gezeigt wurde. Der in Jordanien gedrehte Film erzählt die bittere Geschichte einer zerrissenen palästinensischen Familie. Er erhielt auch den Enrico-Fulchignoni-Preis der UNESCO und den Laterna-Magica-Preis der italienischen Jugendfilmclubs. Der Goldene Löwe ging an "L'Événement" von Audrey Diwan aus Frankreich, den auch die Jury der internationalen Filmkritik (Fipresci) auszeichnete. Silberne Löwen gewannen Paolo Sorrentino für "È stato la mano de Dio" (Die Hand Gottes, Grand Prix der Jury) und Jane Campion für "The Power of the Dog" (Beste Regie).

Mit einem Film von Pedro Almodovár, "Madres paralelas" wurde am 1. September 2021 das 78. Internationale Filmfestival Venedig eröffnet. Die INTERFILM-Jury vergab ihren "Preis zur Förderung des interreligiösen Dialogs" zum 10. Mal. Sie berücksichtigt dabei sowohl Filme des Internationalen Wettbewerbs wie der Sektion "Orizzonti". Dieser Preis soll Filme unterstützen, die Verständnis, Respekt, Sympathie und Frieden zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Geschichte und Religion stärken und damit ein Zeichen gegen Konflikt, Gewalt und Unterdrückung setzen. INTERFILM, so heißt es in den Statuten des Preises, folgt damit der Vision, Kino und Kirche, Kulturen und Religionen zu verbinden.

Preisträger der vergangenen Jahre waren "Girimunho" (Swirl) aus Brasilien, "Das Mädchen Wadjda" aus Saudi-Arabien, "Philomena" aus Großbritannien, "Den Menschen so fern" aus Frankreich, "Wednesday, May 9" aus dem Iran, "White Sun" aus Nepal, "Oblivion Verses" aus Chile, "Tel Aviv on Fire" aus Israel und "Un fils" aus Tunesien.

Zur Auszeichnung von "Amira" sagte die INTERFILM-Jury bei der Preisverleihung: "Für uns als Jurymitglieder ist der Dialog zwischen Menschen und Ländern unerlässlich, wenn wir uns gegenseitig verstehen wollen. Die Wahrung der Menschenrechte gegen alle Formen von Zwang und Fremdenfeindlichkeit ist eine Herausforderung für uns alle. Eines der Hauptthemen bei diesem Festival war die vernachlässigte Stimme der Frauen. Auf der Liste der für einen Preis in Frage kommenden Filme standen 'Vidblysk' (Ukraine), 'Il Buco' (Italien) und 'Amira' (Ägypten, Palästina). Diese drei Filme wurden aus dem offiziellen Wettbewerb 'Venezia 78' und der Sektion 'Orizzonti' ausgewählt. Die INTERFILM-Jury hat spezifische Kriterien, die sich auf den interreligiösen Dialog beziehen. Wir hoffen, dass der von uns ausgewählte Film zu einem besseren Verständnis zwischen den Religionen beitragen wird."

Link: Homepage des Festivals

Auszeichnungen

Regie:
2021

Amiras Vater, der Palästinenser Nawar, verbüsst eine lebenslange Haftstrafe in einem israelischen Gefängnis. Für die Israelis ist er ein Terrorist, für die Palästinenser ein Held. Die 17jährige Amira wurde gezeugt, ohne dass Maria, ihre Mutter, Sex mit ihrem Vater hatte. Das war nur möglich, weil sein Sperma aus dem Gefängnis geschmuggelt wurde. Im Verlauf des Films entdeckt Amira auf drastische Weise, wer sie wirklich ist.
Es geht um die Mauern, die Menschen trennen und die Frage, wie Feinde zusammenleben können.
AMIRA ist nicht so sehr ein politischer Film, sondern vor allem eine persönliche Geschichte. Frauen finden ihre eigene Stimme in einer Gesellschaft, die von Männern dominiert wird, vor dem Hintergrund der politischen Situation im Nahen Osten.
Der Film fragt, wer wir eigentlich sind. Was ist das Entscheidende, unsere biologische oder unsere soziale Herkunft?
AMIRA basiert auf der Geschichte von ungefähr hundert Menschen, die unter ähnlichen Umständen geboren wurden wie Amira.

 

Mehr zum Festival

Peter Paul Huth, Mitglied der INTERFILM-Jury in Venedig 2021, schreibt über Höhepunkte der 78. Mostra del cinema.