Patrizio Guzmáns Dokumentarfilm zeigt uns die bewegende Geschichte der Menschen von Patagonien und Chile, die uns daran erinnert, dass menschliches Leiden und Ungerechtigkeit nicht auf einzelne politische oder gesellschaftliche Systeme beschränkt sind. Indem er das Wasser nicht nur als symbolisches Material, sondern auch als natürliches Element benutzt, stellt er die konkrete Geschichte der Opfer des Landes, von den präkolonialen Ureinwohner bis zu den Gegnern von Pinochets Militärdiktatur, in den Raum der gesamten Menschheit.
65. Internationale Filmfestspiele Berlin
Jafar Panahi in "Taxi"
Zum Abschluss der Berlinale haben die Jurys am Samstag, den 14. Februar, ihre Preise verliehen. Die Internationale Jury unter Jurypräsident Darren Aronofsky vergab den Goldenen Bären an Taxi von Jafar Panahi. Der iranische Regisseur hat offiziell Berufsverbot und darf das Land nicht verlassen. An seiner Stelle nahm seine Nichte Hanna Saeidi die Preisstatue entgegen. Die Ökumenische Jury vergab ihre Preise an El botón de nácar von Patricio Guzmán (Internationaler Wettbewerb), Ned Rifle von Hal Hartley (Panorama) und Histoire de Judas von Rabah Ameur-Zaïmeche (Forum). Patricio Guzmán gewann außerdem einne Silbernen Bären für das beste Drehbuch.
Am 5. Februar 2015 wurden die 65. Berliner Filmfestspiele mit Isabelle Coixets Nobody Wants the Night eröffnet. Im Wettbwerb um den Goldenen und die Silbernen Bären standen19 Filme, darunter die neuen Arbeiten von Andreas Dresen, Peter Greenaway, Werner Herzog, Terrence Malick und Alexei German. Eine Hommage war Wim Wenders gewidmet, der am 12. Februar im Berlinale-Palast mit dem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnet wurde. In den Berlinale Classics wurde eine restaurierte Fassung von E. A. Duponts Varieté aus dem Jahr 1925 gezeigt, mit Emil Jannings und Lya de Putti in den Hauptrollen.
Die Ökumenische Jury verleiht Preise in den Sektionen Wettbwerb, Forum und Panorama. Sie wurde auf dem Ökumenischen Empfang der Kirchen am 8. Februar vorgestellt. Gastredner des Empfangs war der Drehbuchautor Fred Breinersdorfer, der u.a. das Buch zu Sophie Scholl - Die letzten Tage (Silberner Bär und Preis der Ökumenischen Jury, Berlinale 2005) schrieb. Sein neuer Film, Elser, lief im Wettbewerb außer Konkurrenz.
Link zur Festival-Homepage: http://www.berlinale.de
Auszeichnungen
Als letzter Teil einer Trilogie lässt sich Hartleys Ned Rifle auch als selbständige, mitreißende Studie über die menschliche Natur und religiöse Motive verstehen. Ned Rifle, die Hauptfigur, verlässt mit 18 Jahren das Haus seiner frommen Adoptiveltern, um seinen Vater zu töten und damit seine Mutter zu rächen (die im Zentrum der beiden vorausgehenden Filme der Trilogie stehen, Henry Fool und Fay Grim). Neds Reise, eine Suche nach Erlösung, führt ihn mit seinem Onkel, seiner Mutter und seinem Vater sowie einer Stalkerin zusammen, die seiner Familie nachstellt. Eine großartige Bildsprache und ein raffiniertes Drehbuch verbinden Drama und Komödie zu einer klugen philosophische Reflexion über Gut und Böse. (Photo: © Hal Hartley)
Das zeitlose Historiendrama über das Leben Jesu wird hier aus der Perspektive des Judas erzählt - des Jüngers, der traditionell als der Verräter Jesu betrachtet wird. In diesem Film wird er ähnlich wie Jesus gezeichnet, als Opfer von Macht und Unterdrückung durch die römischen Besatzer. Dieses Passionsspiel fordert die Zuschauer dazu auf, Vorurteile zu überwinden und so das Leben und die Botschaft Jesu zu verstehen. Mit Anspielungen auf heutige weltpolitische Ereignisse plädiert der Film für die Notwendigkeit, den Geschichten marginalisierter Menschen, Gruppen und Völker Gehör zu verschaffen.