Mit Filmen von David Cronenberg (A History of Violence), Gus Van Sant (Last Days), Hou Hsiao Hsien (Three Times), Lars von Trier (Manderlay) oder Wim Wenders (Don't Come Knocking) war das Festival de Cannes mit hochkarätigen Namen besetzt - wobei unter den genannten noch kein Preisträger war. Die Ökumenische Jury unter Jurypräsident Hans Hodel vergab ihren Preis an Michael Hanekes Caché, der auch von der Jury der internationalen Filmkritik (Fipresci) ausgezeichnet und von der Internationalen Jury unter dem Vorsitz von Emir Kusturica den Preis für die Beste Regie erhielt. Die Goldene Palme gewannen die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne für L'Enfant. Es war das zweite Mal, dass sie die höchste Auszeichnung des Festivals errangen. L'Enfant erhielt später den von INTERFILM vergebenen European Templeton Film Award als bester europäischer Film des Jahres.
Das intime Leben eines Fernsehmoderators wird durch einen anonymen Beobachter gefilmt. Die entsprechenden Videocassetten, die ihm in regelmässigen Abständen zugestellt werden, beunruhigen und verwirren ihn, weil sie Kindheitserinnerungen wecken und Bezüge zur Tagesaktualität herstellen. In einem strengen Stil evoziert der Filmemacher die Komplexität der Verantwortung des Menschen gegenüber seiner Vergangenheit und der Geschichte.