81. Internationales Filmfestival Venedig

28.08.2024 bis 07.09.2024
Venedig

© Gabi Marks


Die INTERFILM-Jury bei der 81. Mostra internazionale d'Arte cinematografica in Venedig hat den INTERFILM-Preis zur Förderung des interreligiösen Dialogs an "Quiet Life" von Alexandros Avranas verliehen. Der Hauptdarsteller des Films, Grigory Dobrygin, nahm die Preisplakette und Preisurkunde bei der Preisverleihung auf der Terasse vor dem Palazzo del Casinò entgegen und übermittelte dabei die Dankesworte des Regisseurs. Seine Botschaft lautete: "Vielen Dank an die INTERFILM-Jury für diese unglaubliche Auszeichnung. Ich bin zutiefst dankbar, dass 'Quiet Life' für die Förderung des interreligiösen Dialogs ausgezeichnet wurde. Die Geschichte von Sergei und Natalia spiegelt die Kämpfe zahlloser Flüchtlinge und ihren Kampf um die Erhaltung der Hoffnung im Angesicht der Verzweiflung wider. Mit der Darstellung ihrer Reise wollten wir Empathie wecken und einen Dialog über das menschliche Dasein anregen, unabhängig von unserem Hintergrund oder Glauben. Vielen Dank an alle, die diesen Film möglich gemacht haben. Wir hoffen, dass er auch weiterhin Anklang findet und zu Gesprächen anregt, die Gräben überbrücken."

© Les films du Worso


In den Statuten des Preises heißt es: "Die Auszeichnung soll Filme unterstützen, die Verständnis, Sympathie und Frieden zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens, unterschiedlicher Herkunft und Geschichte stiften und sich damit Konflikten, Gewalt und Unterdrückung widersetzen. Angesichts wachsender Spannungen und tiefverwurzelter Vorurteile zwischen religiösen Gruppen in verschiedenen Teilen unser Welt will INTERFILM mit dem Preis ein Zeichen setzen: für das Teilen von Hoffnungen und Ängsten, für die Anerkennung des Anderen als unseren Nachbarn, und für das Vertrauen auf die Kraft künstlerischer Imagination, Misstrauen und Feinschaft zu überwinden."

© Gabi Marks


Die Preisverleihung der INTERFILM-Jury fand gemeinsam mit der der katholischen SIGNIS-Jury statt, die ihren Preis an den brasilianischen Film "Ainda estou aqui" (I'm still here) von Walter Salles verlieh. Von der internationalen Festivaljury unter dem Vorsitz von Isabelle Huppert erhielt der Film außerdem den Preis für das beste Drehbuch. Sie zeichnete damit die beiden Autoren Murilo Hauser und Heitor Lorega aus.

© Alile Onawale


Der Goldene Löwe ging an "The Room Next Door" von Pedro Almodóvar, mit Tilda Swinton und Julienne Moore in den Hauptrollen. Silberne Löwen erhielten der Film "Vermiglio" von Mauro Delpero (Großer Preis der Jury) und Brady Corbet für seinen Film "The Brutalist" (Preis für die beste Regie), der auch von der Jury der internationalen Filmkritik (Fipresci) als bester Film des internationalen Wettbewerbs ausgezeichnet wurde. In der Sektion Orizzonti vergab die Kritiker-Jury ihren Preis an den rumänischen Film "Anul nou care n-a fost" (The New Year that Never Came) von Bogdan Muresanu.

Am 28. August wurde das 81. Filmfestival Venedig mit Tim Burtons "Beetlejuice, Beetlejuice" eröffnet, der Fortsetzung seiner Horrorkomödie mit Micheal Keaton und Wynona Ryder von 1988. Mit einem Goldenen Ehrenlöwen für ihr Lebenswerk wurden der Regisseur Peter Weir und die Schauspielerin Sigourney Weaver geehrt. Die INTERFILM-Jury verlieh zum 13. Mal den INTERFILM-Preis zur Förderung des interreligiösen Dialogs. Sie berücksichtigt dabei Filme aus beiiden Wettbewerbssektionen, Venezia 2024 und Orizzonti. "Quiet Life" wurde im Orizzonti-Programm gezeigt.

Link: Festival-Website

© Andrea Avezzù, La Biennale di Venezia - Foto: ASAC

Auszeichnungen

2024

“Quiet Life” ist ganz und gar nicht so ruhig wie vermutet. Der Asylantrag einer Familie wird unglücklicherweise abgelehnt. Die Ablehnung führt bei den beiden Kindern zu einem rätselhaften Koma, dem sog. Child Resignation Syndrom. Der überaus dichte Film hat eine klare Struktur und die Leistung der SchauspielerInnen berührt tief und erzeugt eine ungeheure Wucht. Gleichzeitig konfrontiert uns die Geschichte mit der Scheinheiligkeit einer eiskalten Bürokratie, die Menschlichkeit nur vortäuscht. Mit der Wahl dieses Films wollen wir zum Nachdenken über die menschliche Würde anregen sowie zur Solidarität mit Asylsuchenden beitragen und unser Bewusstsein gegen jede Art von Ablehnung schärfen (Foto: Les films du Worso).

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